
Kanu
Toller Olympiasieg - Kajak-Vierer rettet deutsche Flotte in Tokio
Am letzten Olympia-Wettkampftag auf dem Sea Forest Waterway drohten die deutschen Medaillenhoffnungen allesamt zu versinken. Bis im letzten Rennen des Tages der Kajak-Vierer der Männer kam. Und den großen Rivalen Spanien im Rennen um Gold hauchdünn besiegte.
Der Triumph der deutschen Kanuten kam im Hafen von Tokio im allerletzten Rennen des Tages: Am frühen Samstagmorgen (07.08.2021) deutscher Zeit machte sich der Kajak-Vierer über die Sprintdistanz von 500 m auf, um die deutsche Bilanz zu retten.
Und das klappte: Das deutsche Vorzeigeboot um Schlagmann Max Rendschmidt, Routinier Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke besiegte den großen Rivalen Spanien in einem packenden Schluss-Sprint hauchdünn und sicherte sich die ersehnte Goldmedaille.
"Mein Sohn wird in den nächsten zwei, drei Stunden oder vier sind es noch, eingeschult, trotzdem hab ich gerade ein Foto gekriegt", sagte Rauhe dem die Tränen kamen: "Trotzdem hab ich ein Foto gekriegt, wo sie um drei Uhr nachts wach waren und mein Rennen geguckt haben. Das macht mich einfach stolz. Die Familie hat einen ganz, ganz großen Anteil daran."
Rauhe krönt seine Kanu-Karriere
Vor allem für Rauhe, der seine Karriere nach sechs Olympischen Spielen beenden wird, wurde das letzte Finale seiner Karriere zum großen Triumph. "Ich hätte mir nichts anderes erträumen, erwünschen können. Das macht es mir heute leicht, meine Karriere zu beenden", sagte Rauhe.
Vor dem Rennen waren Rauhe und seine drei Teamkollegen hochkonzentriert: "Wir müssen die Spanier im Kopf angreifen", hatte der 39-Jährige gesagt. Wohlwissend, dass er und seine drei Kollegen es mit einem Team auf Augenhöhe zu tun bekommen würden. Im letzten Weltcup im ungarischen Szeged hatten die Iberer vor den Deutschen gelegen.
"Es besteht eine enge Verbundenheit. Das zeigt, wieviel Respekt im Sport mitschwingt, dass es nicht immer um Medaillen geht", sagte Rauhe im Sportschau-Interview über die spanischen Konkurrenten.
Weitere Informationen
Im trüben Wasser von Tokio aber hatten die Deutschen am Ende die Nase vorn. Nach ausgeglichenem Start waren die Spanier zunächst eine halbe Bootslänge davongezogen, doch die Deutschen robbten sich immer näher an den Gegner heran. Und dem unwiderstehlichen Schluss-Spurt des deutschen Weltmeister-Bootes hatten die Spanier nichts mehr entgegenzusetzen. Im Finish lagen die Deutschen um wenige Zentimeter vorn. Und durften sich wenige Minuten später bei der Siegerzeremonie gegenseitig vier Goldmedaillen umhängen.
Nach dem Rennen wurde verkündet: Rauhe wird bei der Schlussfeier in Tokio die deutsche Mannschaft mit der Flagge ins Olympiastadionführen. Diese Entscheidung verkündete der Deutsche Olympische Sportbund am Samstag, dem vorletzten Wettkampftag bei den Spielen in Japan.
Durchwachsene Bilanz für die Kanuten
Der Erfolg im Kajak-Vierer konnte allerdings nur bedingt über die eher maue Bilanz des deutschen Kanu-Verbandes hinwegtäuschen. Die Frauen schafften es erstmals seit langer Zeit gar nicht auf das Podest. "Das Gold war schon wichtig, weil wir bei weitem nicht das erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben. Es ist ein guter Abschluss, aber es wird an der Gesamtbilanz nichts ändern", sagte Kanu-Verbandspräsident Thomas Konietzko.
Canadier-Einer: Scheibner Sechster, Brendel enttäuscht
Im Canadier-Einer über 1000 m gelang Conrad Scheibner am Samstag nicht der Sprung aufs Treppchen. Beim Sieg des Brasilianers Isaquias Queiroz blieb der 25-jährige Berliner chancenlos und fuhr auf Rang sechs.
Sebastian Brendel, der nach seinem Erfolg im C1 bei den Spielen 2012 in London und Doppel-Gold vor fünf Jahren in Rio zu den aussichtsreichsten Kandidaten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) zählte, verpasste das Medaillenrennen sogar ganz und wurde im B-Finale Zweiter. Im Zweier konnte Brendel zuvor mit Tim Hecker Bronze gewinnen.
Canadier-Zweier: Jahn und Koch auf Rang vier
Um Zentimeter ging es bei Lisa Jahn und Sophie Koch, die im Canadier-Zweier über 500 m den undankbaren vierten Platz erreichten. Das Duo aus Berlin und Karlsruhe kam bei der Olympia-Premiere der Bootsklasse im Finale hinter Olympiasieger China, der Ukraine und Kanada ins Ziel. Schade für die beiden jungen Athletinnen, die im Vorlauf noch über Kanada triumphiert hatten.
Kajak-Vierer der Frauen Fünfte
Sabrina Hering-Pradler, Melanie Gebhardt, Jule Hake und Tina Dietze zeigten im Kajak-Vierer als Fünfte ein gutes Rennen, konnten den insgesamt enttäuschenden Auftritt der deutschen Frauen aber auch nicht mehr aufpolieren. Der Kajak-Vierer der Frauen hatte bei den letzten sieben Olympischen Spielen immer eine Medaille geholt - diesmal nicht. Gold ging an das Boot aus Ungarn, Belarus gewann Silber und die Kanutinnen aus Polen freuten sich über Bronze.
Hintergrund
Stand: 07.08.21 08:58 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. |
|
39 | 41 | 33 |
2. |
|
38 | 32 | 18 |
3. |
|
27 | 14 | 17 |
4. |
|
22 | 21 | 22 |
5. |
|
20 | 28 | 23 |
6. |
|
17 | 7 | 22 |
7. |
|
10 | 12 | 14 |
8. |
|
10 | 12 | 11 |
9. |
|
10 | 11 | 16 |
Alle Platzierungen | mehr