Wasser, Wunder und Weltrekorde - Paralympics auf Zielgeraden
Die Paralympics biegen mit dem neunten Wettkampftag auf die Zielgerade ein.
Der meteorologische Herbstbeginn macht auch vor Tokio keinen Halt. Es regnet nahezu unaufhörlich, das Olympiastadion steht teils unter Wasser.
Beschwerde an die Wetter-Götter? Nein, der Algerier Skander Djamil Athmani feiert seinen Sieg mit Weltrekord und einer Sekunde Vorsprung auf die Konkurrenz über 400 Meter.
Weiter in eigenen Sphären fährt Marcel Hug (M.) im Rennrollstuhl: Der Schweizer gewinnt über 800 Meter sein drittes Gold im Regen von Tokio.
Dem Wetter trotzen müssen vor allem die Para-Radsportler auf dem Fuji International Speedway, wo der Himmel seine Pforten scheinbar besonders weit geöffnet hat.
Den US-Amerikaner Joseph Berenyi scheinen die Bedingungen nicht davon abzuhalten, mit nur einem Arm die Kurven mit Fullspeed zu nehmen.
Obwohl unter einem Regencape vor dem kühlen Nass geschützt, scheint die Stimmung dieses Volunteers am Sea Forest Waterway eher bescheiden zu sein.
Wenige Meter entfernt auf dem Wasser ist der französische Para-Kanute Remy Boulle (r.) deutlich elanvoller unterwegs.
Anas Al Khalifa ist einfach glücklich dabei zu sein: Nach seiner Flucht aus Syrien, wird er durch einen schweren Sturz querschnittsgelähmt, schöpft durch den Kanusport neue Motivation und vertritt stolz das Refugee-Team.
Der Auftritt der Afghanin Zakia Khudadadi gleicht einem Wunder: Ob der angespannten Lage in ihrer Heimat ist ihre Teilnahme schon abgesagt. Doch nach erfolgreicher Flucht, betritt die Para-Teakwondo-Kämpferin das Oktagon, ...
... hält gegen die Usbekin Ziyodakhon Isakova gut mit, verliert aber 12:17. Über die Hoffnungsrunde hat sie jedoch noch Chancen auf das Viertelfinale.
Auch ohne Regen kennen sich die Para-Schwimmer natürlich mit nassen Gefilden aus. Gabriel Geraldo Dos Santos Araujo hat keine Arme und startet deshalb etwas unorthodox.
Das hält den Brasilianer nicht davon ab, seine Klasse über 50 Meter Rücken mit fast vier Sekunden abzuhängen und souverän zum Sieg zu schwimmen. Es ist sein zweites Gold in Tokio.
Die deutschen Teilnehmer um Josia Topf bleiben an diesem Tage ohne Medaille.
Anders die russische Lagenstaffel der Frauen - Über 4x100 Meter kommen die vier Vertreterinnen hauchdünn auf dem zweiten Rang ins Ziel und sind anschließend überwältigt ob ihrer Leistung.
Vergeblich gestreckt? Im Gegenteil, der Japaner Shingo Kunieda gewinnt - inklusive Doppel - sein siebtes Spiel in Folge ohne Satzverlust und zieht ins Finale ein.
Die deutschen Teams erwischen einen Tag zum Vergessen: Im Spiel um Platz fünf bleiben die Sitzvolleyballer erneut hinter den Erwartungen und verlieren knapp gegen Ägypten.
Die Rollstuhlbasketballerinnen um Fahnenträgerin Mareike Miller (r.) legen im Halbfinale gegen Angstgegner Niederlande eine Bruchlandung hin und scheiden letztlich klar aus.
Bis dato ungeschlagen und vom Finale träumend, ist die achte (!) Niederlage gegen die Niederlande in Folge nicht gänzlich unerwartet, aber äußerst bitter.
Besonders bitter wird es für das deutsche Rollstuhl-Duo im Tischtennis-Team-Wettbewerb. Thomas Schmidberger (l.) vergibt eine 2:0-Satzführung im entscheidenden Spiel und muss nach der Niederlage von Partner Thomas Brüchle getröstet werden.
Dynamisches Duo: Der sehbehinderte griechische Para-Athlet Athanasios Ghavelas (l.) und sein Guide Sotirios Gkaragkanis bejubeln den Weltrekord über 100 Meter der Klasse T11.
Wiedersehen beim Weitsprung: Die deutsch-australische Para-Athletin Vanessa Low, früher für den DBS im Einsatz, gewinnt mit Weltrekord Gold für die "Aussies". 2016 in Rio gewann sie noch für Deutschland.
Dieses Thema im Programm:
Das Erste | Sportschau | Paralympics 2020 | 24.08.2021 | 09:05 Uhr