Leichtathletik
Leichtathletik: Sprinterinnen und Hochspringerin Jungfleisch stark
Die deutschen Sprinterinnen haben am Donnerstag (05.08.2021) souverän das Finale über 4x100 m erreicht. Auch die Männer-Staffel ist weiter. Marie-Laurence Jungfleisch überzeugte in der Hochsprung-Qualifikation. Geher Christopher Linke wurde Fünfter. In drei Disziplinen fielen Entscheidungen. Die Leichtathletik-Nacht bei Olympia in der Zusammenfassung.
4x100 m, Frauen: DLV-Quartett unterstreicht Medaillenambitionen
Deutschlands Sprinterinnen dürfen leise auf die erste Medaille für eine deutsche Staffel seit 33 Jahren hoffen. Das DLV-Quartett gewann seinen Vorlauf bei brüllender Hitze am Vormittag in 42,00 Sekunden und verbuchte damit die insgesamt drittbeste Zeit. Vorlauf-Schnellste waren die Britinnen (41,55) vor den USA (41,90).
"Wir wollen eine Medaille. Dafür geben wir tausend Prozent." Tatjana Pinto
Rebekka Haase, die auf einen Einzelstart über 200 m verzichtete und sich ganz auf die Staffel konzentriert, war gut aus den Blöcken gekommen, auch Alexandra Burghardt und Tatjana Pinto überzeugten. Schlussläuferin Gina Lückenkemper zog dann im Schlusspurt noch an den starken Schweizerinnen (42,05) vorbei. "Wir haben jetzt die Chance auf eine Medaille. Eine für alle, alle für eine", sagte Lückenkemper, die nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Lisa Mayer und Lisa Nippgen in die Staffel-Formation gerückt war.
Im Endlauf am Freitag (05.08.2021, 15.30 Uhr, live im Ersten und bei Sportschau.de) wird aber vor allem auch mit den Jamaikanerinnen (42,15) zu rechnen sein, die Doppel-Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah und die 100-m-Zweite Shelly-Ann Fraser-Pryce noch schonten. Die bislang letzte deutsche Medaille hatte die Staffel der DDR mit Silber 1988 in Seoul gewonnen.
4x100 m, Männer: Deutsche Staffel weiter, Favorit USA nicht
Auch die deutsche Männer-Staffel erreichte das Finale am Freitag (15.50 Uhr) und feierte damit einen großen Erfolg. Julian Reus, Joshua Hartmann, Deniz Almas und Lucas Ansah-Peprah kamen im zweiten Vorlauf in der Saisonbestleistung von 38,06 Sekunden auf Platz vier und als eine von zwei zeitbesten Mannschaften weiter.
Die beste Vorlaufzeit gelang Jamaika (37,82). Italien erzielte mit 100-m-Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs an Position zwei einen Landesrekord (37,95). Top-Favorit USA ist nach einigen abermals völlig verpatzten Wechseln raus. Der als Topfavorit über 100 m im Halbfinale ausgeschiedene Trayvon Bromell bleibt damit ohne Tokio-Medaille.
Hochsprung: Jungfleisch im Finale, Onnen scheitert
In der Hochsprung-Qualifkation machte die EM-Dritte Marie-Laurence Jungfleisch einen hervorragenden Eindruck. Die Stuttgarterin meisterte die geforderten 1,95 m im zweiten Versuch, stellte damit eine Saisonbestleistung auf und ist am Samstag (07.08.2021, 12.35 Uhr) im Finale dabei. "Es war ein richtig großes Ziel ins Finale zu kommen, ich bin überglücklich", jubelte sie: "Ich gehe jetzt schon mit einem grinsenden Gesicht nach Hause."
Imke Onnen wird hingegen fehlen, wenn es um die Medaillen geht. Die deutsche Meisterin scheiterte dreimal an der Höhe von 1,90 m. "Ich habe gemerkt, dass ich leider nicht zu 100 Prozent fit hier angekommen bin", sagte sie. Sie habe ihre Corona-Zweitimpfung ordentlich gemerkt mit Rückenschmerzen und Nervenproblemen. Die Beschwerden hätten sich im Flieger nach Tokio verstärkt.
Mehrkampf: Warner auf Goldkurs - Schäfer fällt zurück
Tag zwei für die Mehrkämpfer im Glutofen Olympiastadion: Goldfavorit Damian Warner aus Kanada knackt im Zehnkampf weiter Bestmarken und steuert auf Siegkurs. Kai Kazmirek liefert einen guten Wettkampf, ist aber ohne Medaillenchance. Ebenso wie Carolin Schäfer im Siebenkampf nach einem enttäuschenden Ergebnis im Weitsprung.
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Kugelstoßen: Crouser mit gewaltigen 23,30 m zu Gold
Weltrekordler Ryan Crouser (USA) holte in Tokio mit einer denkwürdigen Machtdemonstration wie schon 2016 in Rio Olympia-Gold im Kugelstoßen. Der 28-Jährige gewann mit gewaltigen 23,30 m und lieferte eine beinahe unglaubliche Serie ab. Mit jedem seiner sechs Stöße übertraf er den olympischen Rekord, den er selbst vor fünf Jahren mit 22,52 m aufgestellt hatte. Seinen eigenen Weltrekord vom Juni verpasste Crouser im letzten Durchgang nur um sieben Zentimeter.
"Er ist ein Modellathlet und stößt mit der neuen Drehstoßtechnik. Das wird die bestimmende Technik in der Zukunft sein", sagte die deutsche Cheftrainerin Annett Stein: "Ryan Crouser hat sie perfektioniert." Silber ging an Weltmeister Joe Kovacs (USA/22,65) vor dem Neuseeländer Tomas Walsh (22,47).
110 m Hürden: Jamaikaner Parchment überraschend vorn
Der Jamaikaner Hansle Parchment sicherte sich überraschend Gold im Hürdensprint. Der 31-Jährige setzte sich in 13,04 Sekunden vor Weltmeister Grant Holloway (USA/13,09) durch. Parchments Landsmann Ronald Levy holte in 13,10 Sekunden Bronze. Der EM-Vierte Georg Traber aus Tübingen war im Vorlauf ausgeschieden.
Dreisprung: Mission für Burkina Faso mit Bronze erfüllt
Dreispringer Hugues Fabrice Zango bescherte Burkina Faso die erste olympische Medaille überhaupt. Der 28-Jährige erkämpfte mit einer Weite von 17,47 m Bronze für das westafrikanische Land. Zum Olympiasieger in Abwesenheit des verletzten US-Amerikaners Christian Taylor, der 2012 und 2016 triumphiert hatte, krönte sich der Portugiese Pedro Pichardo (17,98) vor Zhu Yaming aus China (17,57).
"Das ist eine der einzigen Chancen, die wir in den nächsten 20 Jahren haben, um eine Olympia-Medaille zu gewinnen, also muss ich es jetzt tun. Ich habe keine andere Wahl, für mich ist es eine Mission", hatte der WM-Dritte Zango im Vorfeld gesagt.
Gehen: Linke bei italienischem Sieg Fünfter
Der italienische Geher Massimo Stano nach dem Gewinn des Rennens über 20 Kilometer.
Christopher Linke verpasste die erste deutsche Medaille bei den olympischen Geher-Wettbewerben seit 1992. Über 20 Kilometer wurde der Potsdamer am Donnerstag (05.08.2021) Fünfter. In 1:21:50 Stunden betrug sein Rückstand auf Olympiasieger Massimo Strano aus Italien 45 Sekunden. Silber und Bronze gingen an die japanischen Top-Favoriten Koki Ikeda (+ 9 Sekunden) und Toshikazu Yamanishi (+ 23 Sekunden). Olympia-Neuling Leo Köpp wurde 22. (+ 3:41 Minuten), Nils Brembach beendete den Wettkampf als 28. (+ 5:40 Minuten).
Linke: "Ich bin zufrieden"
"Es war eine größere Hitzeschlacht als gedacht", sagte Linke direkt nach dem Rennen im ZDF. "Aber wie es sich herausstellt, bin ich ein Hitzetyp. In Doha war ich Vierter, in Rio Fünfter, jetzt Fünfter. Ich habe schon gedacht, ich wäre ein alter Mann, weil es in der Saison gar nicht richtig lief. Von der Statistik her bin ich als 50. angereist und jetzt bin ich Fünfter", sagte der Brandenburger: "Ich habe im Vorfeld mit einer Top-Acht-Platzierung geliebäugelt. Natürlich träume ich immer noch von einer Medaille. Aber ich freue mich jetzt über den fünften Rang", sagte Linke direkt nach dem Rennen im ZDF.
Linke von Rang 28 noch nach vorn
Der 32-Jährige konnte zu Beginn des Rennens einer Tempoverschärfung an der Spitze nicht mitgehen, fiel im Feld der rund 50 Starter nach sechs Kilometern bis auf Rang 28 zurück (+ 21 Sekunden). Bei der Hälfte des Wettkampfes lag er als 19. schon 37 Sekunden hinter der Spitze. Doch dann zahlte sich seine harte Vorbereitung in Potsdam aus, als er in einer Hitzekammer die klimatischen Bedingungen in Japan mit hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit simulierte. Der WM-Vierte von Doha 2019 holte von nun an auf. Nach 14 Kilometern hatte er als Zehnter nur noch zwölf Sekunden Rückstand auf die Spitze. Doch dann gab es vorn erneut eine Tempoverschärfung - Linke musste wieder reißen lassen und kam als Fünfter ins Ziel. Bereits bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro war er Fünfter geworden.
Hintergrund
Stand: 05.08.21 06:43 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 |
2. | CHN | 38 | 32 | 18 |
3. | JPN | 27 | 14 | 17 |
4. | GBR | 22 | 21 | 22 |
5. | ROC | 20 | 28 | 23 |
6. | AUS | 17 | 7 | 22 |
7. | NED | 10 | 12 | 14 |
8. | FRA | 10 | 12 | 11 |
9. | GER | 10 | 11 | 16 |
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