Das Beachvolleyball-Stadion in Tokio © IMAGO / Bildbyran Foto: Carl Sandin

Tokio

Olympia in Tokio: Die Fans fehlen, aber die Sportstätten begeistern

von Bettina Lenner

Die Olympischen Spiele in Tokio haben es nicht leicht. Der Sport ist groß, doch das Flair leidet. Ganz besonders, weil die Zuschauer in Corona-Zeiten fehlen. Was ein Jammer ist. Denn die Sportstätten in der Olympia-Stadt sind herausragend.

Ein wenig bedrohlich wirken die Schwergewichte auf den Bildern unterhalb der Decke in der Kokugikan Arena. Der Blick streng, die Pose kompromisslos - die Champions zählen zu den ganz Großen unter den Sumoringern, die dreimal im Jahr an dieser Stelle ihre enormen Kräfte messen.

Leere Ränge in der Kokugikan Arena in Tokio © sportschau.de

Gähnend leere Ränge im "Tempel" der Sumoringer.

Das Heiligtum des japanischen Nationalsports, wo die Fans auf dem Unterrang mit bis zu vier Personen in abgetrennten Boxen nach japanischer Tradition auf dem Boden sitzen, platzt dann aus allen Nähten. Anders als während des olympischen Boxturniers, das wie fast alle Venues ohne Zuschauer auskommen muss. Für den deutschen Schwergewichtler Ammar Riad Abduljabbar ist es dennoch "eine Ehre, in solch einer Arena geboxt zu haben".

Athleten trotz strenger Hygienevorschriften begeistert

Die deutschen Olympia-Athleten geben den Wettkampfstätten bei den Tokio-Spielen Bestnoten. "Total schön", findet Lena Hentschel das Tokyo Aquatics Centre, wo sie mit Tina Punzel Bronze im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett Bronze gewann. Der Olympia-Dritte Sideris Tasiadis schwärmte vom Kasai Canoe Slalom Centre ("Die Strecke ist atemberaubend"), Sportschütze Christian Reitz von der "sehr schönen" Asaka Shooting Range, auf der bereits 1964 bei den Sommerspielen um Medaillen geschossen wurde.

Auch Taekwondo-Kämpfer Alexander Bachmann ist trotz der strengen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften begeistert: "Angefangen von der Mensa im olympischen Dorf bis hin zur Wettkampfhalle hat alles gigantische Ausmaße und ist schön gestaltet."

Reiter schwärmen vom Equestrian Park

Von den insgesamt 43 Arenen wurden acht komplett neu errichtet und zehn nur temporär aufgebaut. Die weiteren 25 waren bereits bestehende Sportstätten, die für die Sommerspiele teilweise modernisiert wurden - wie der herausgeputzte Equestrian Park.

Venues

Tokios Sportstätten: Neuer Glanz und viel Tradition

"Ich finde es unglaublich schön gemacht hier. Chapeau! Es tut mir einfach wahnsinnig leid für die Veranstalter, dass keine Zuschauer kommen dürfen, denn es ist sensationell gut organisiert", sagte Jessica von Bredow-Werndl, die an geschichtsträchtiger Stelle zweimal Gold gewann. 1964 triumphierte hier schon Versandkaufmann und Dressurgröße Josef Neckermann mit der deutschen Mannschaft.

Von Bredow-Werndl: Trotzdem Spannung in der Luft

"Es ist ein großartiges Venue, das besser nicht sein kann. Und unglaublich jammerschade, dass das Stadion leer war", meinte auch Isabell Werth, die ihrer eindrucksvollen Sammlung Mannschafts-Gold und Einzel-Silber hinzufügte. Sie habe das Glück, "dass ich schon andere Spiele erleben und in das Ganze eintauchen konnte", so die weltweit erfolgreichste Reiterin. Von Bredow-Werndl machte allerdings trotz 9.300 beinahe leerer Sitze eine knisternde Atmosphäre im Viereck aus: "Es lag Spannung in der Luft."

Stille statt Party-Sause beim Beachvolleyball

Anders als beim Beachvolleyball, normalerweise mit wummernden Bässen und ausgelassener Stimmung der olympische Party-Hotspot. Im Shiokaze Park, einer kleinen grünen Lunge unweit der Regenbogenbrücke, machen sich die fehlenden Fans besonders bemerkbar. "Wie das Ganze organisiert ist und die Wettkampfstätten aufgebaut sind, das hätte auf jeden Fall verdient gehabt, dass das Stadion voll ist", sagte Vize-Weltmeister Clemens Wickler.

Geisterstimmung statt Party-Sause im 12.000-Sitze-Stahlkoloss, da hilft nur eins: Augen zu und durch. "Am Anfang denkt man noch, 'Krass, wie ruhig das hier ist'", berichtete Laura Ludwig, Olympiasiegerin von 2016 in Rio. "Aber das ist dann komplett weg und man vergisst teilweise, dass es keine Zuschauer gibt."

Zverev auch ohne Zuschauer auf dem Olymp

Auch Boxer Abduljabbar flüchtete in den berühmten Tunnel, in dem sich Sportler innerlich auf ihren Wettkampf fokussieren und alles andere ausblenden. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Unterstützung von den Rängen ausfällt.

Kaum auszudenken jedoch, wie die Stimmung wohl gewesen wäre, als Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev auf dem blauen Centre Court des Ariake Tennis Park inmitten der spektakulären Tokioter Häuserschluchten den Weltranglistenersten Novak Djokovic in einer grandiosen Aufholjagd bezwang. Das spannende Halbfinal-Duell der Topstars mit unerwarteten Wendungen hätte die möglichen knapp 20.000 Zuschauer sicher von den Sitzen gerissen. Für Zverev ist das allerdings in seiner Gesamtbilanz bestimmt nur eine Randnotiz: Er geht als Olympiasieger in die Geschichte ein.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 02.08.2021 | 08:00 Uhr

Stand: 02.08.21 02:15 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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