Busemanns Kolumne
Busemann über Erfolgsfaktor Wetter
Wenn gerade nix geht, dann sprechen wir über das Wetter. Wetter ist immer, interessiert jeden und hat eine eigene Rubrik in Nachrichtensendungen und Zeitungen. Gestern trat eben dieses Wetter in der Ausprägung "wet’n’wild" in Erscheinung. War ich mit meinen kurzen Hosen am Nachmittag noch overdressed, war ich ein paar Stunden später schon die ärmste Wurst im Windkanal. Aber ich musste ja keinen Sport machen und konnte mich verkriechen.
Den Reigen der ersten brasilianischen Wasserspiele eröffneten die Diskuswerferinnen. Es gibt Sportarten, die sind im Regen möglich. Schwimmen zum Beispiel. Oder Tauchen. Scheibe wegschmeißen eher nicht. Das hat was mit Reibung, Flutschen und Haftung zu tun. Würden die Schmeißer Glätte lieben, würden sie sich einseifen (machen sie nicht). Die Damen tanzten im Ring als übten sie für den Anfängerabschlussball.
Chancengleichheit erst im Wiederholungslauf
Indiskutable Bedingungen beim Hürdensprint.
Zeitgleich mussten unsere Hürdensprinter ran. John im ersten und Bühler im zweiten Vorlauf können den Hürdenwald vor lauter Regen kaum sehen. Das war für die beiden und die 14 anderen Athleten eine Herkulesaufgabe. Diese Athleten hatten bei einem solchen Regen keinerlei Chancen über die Zeitregelung eine Runde weiter zu kommen, deshalb gab es für sie am Ende der Veranstaltung auch einen Wiederholungslauf, um nachträglich Chancengleichheit zu erzeugen.
Der Gischtinator ist der Schnellste
Normalerweise kann man mit den Spikes auch bei Nässe ohne Probleme Hürden laufen, aber dann kommt die Gischt. Wenn der Athlet ein Kerl wie ein Baum ist und ein Ego wie ein Harting hat, dann stellt er sich hinter den Block und beginnt den Regen zu lieben. Er macht sich zum Gischtinator. Er ist derjenige, der die Wassermoleküle aufwirbelt. Er gibt den Takt vor und lässt die Tropfen hinter sich tanzen. Bestenfalls mitten ins Gesicht der Gegner. Und wenn der etwas zart besaitet ist, denkt er, dass der Gegner das wirklich absichtlich macht, fragt sich allen Ernstes, wie er den gefühlt 7000 Tropfen ausweichen kann (kann er nicht) und wie er ohne Scheibenwischer auf der Iris klaren Durchblick behält (wird er nicht). Da trennt sich schnell die Stoi vom Heizen. Schnell ist der, der die Rahmenbedingungen annehmen kann und den Fokus nicht aufs Wetter lenkt, sondern seinen Fähigkeiten vertraut und das beste daraus macht.
Zehn Meter schlittern als Bauchfletscher
Gestern wurde dann mit den Worten "Competition delayed due to weather" eine Pause zur Überbrückung der Sintflut eingelegt, und wir erlebten bei Fortsetzung der Wettkämpfe den einzigen Vorteil einer gefluteten Bahn. Brasiliens João Vitor de Oliveira machte einen lupenreinen Bauchfletscher auf die Ziellinie und schliddert danach noch fast zehn Meter weiter. Lohn dieser Konstellation sind der Einzug ins Halbfinale und die noch vorhandenen Brustwarzen. Genau diese neue Zieleintauchtechnik machte ihm die neue 400-Meter-Olympiasiegerin Shaunar Miller nach. Da war die Bahn aber wieder trocken. Autsch.
Wetter nur in einem Lauf für alle gleich
Helfer trotzten mit der richtigen Kleidung dem Wetter im Stadion.
Wie schwierig es ist, bei Regen Diskus zu werfen, erfahren die Mitfavoritinnen Caballero und Perkovic, die beide mit zwei ungültigen Versuchen erst den dritten über die Qualiweite donnerten. Die Stabhochspringer hatten zum Glück noch nicht angefangen, mussten dann aber nach dem großen Regen ins Wettkampfgeschehen einsteigen. Also, trocken kann jeder, Nässe kann eine Chance sein, aber Spaß macht das nicht und das Wetter ist nur in einem einzigen Lauf für alle gleich.
Stand: 16.08.16 08:00 Uhr