Der Japan-Reiseblog von Julia Linn
Gourmetparadies Tokio: Zwischen Automaten und Plastikessen
Für Feinschmecker ist Tokio der Place to be: Ramen, Sushi, Gyoza - ich bin im Geschmackshimmel. Nur die Bestellung wird häufig zur Herausforderung. Und von der ein oder anderen lokalen Spezialität lasse ich lieber die Finger.
Viele Restaurantbesuche in Japan beginnen mit Fragezeichen: Was mag das wohl heißen? Bedeutet dieses Kanji hier scharf? Sumimasen, Verzeihung, haben die nicht vielleicht doch eine englische Karte? In den meisten guten Restaurants lautet die Antwort "Nein". Wer authentisch essen will, muss da durch.
Challenge: Eine Suppe, ein Ei als Beilage und eine Cola bitte.
Oft bedeutet das: Automaten-Rätsel lösen. Denn in vielen Restaurants bestellt man nicht beim Kellner, sondern zieht die entsprechende Essensmarke am Automaten. Jede Taste ist ein Gericht, eine Beilage oder ein Getränk - alle Beschriftungen sind in Kanji, japanischen Schriftzeichen. Für mich ist jeder Bestellautomat ein Buch mit sieben Siegeln. Ohne Japanisch sprechenden Kollegen wäre ich wohl aufgeschmissen. Aber versprochen: Wer das Rätsel löst, wird eigentlich immer geschmacklich belohnt.
Erleichterung für uns Ausländer bringt Plastikessen. Einige Restaurants, vor allem solche in eher touristischen Gegenden, haben ihre Gerichte aus Plastik nachgebildet. Vorteil: Man sieht, was man bestellt. Einige Leute sind vom Plastikessen offenbar so angetan, dass es sogar Geschäfte gibt, in denen jedermann Plastikessen kaufen kann - vom belegten Toast über Steak, Sushi oder Ramen. Geschmacksneutral, aber garantiert appetitanregend.
Auch Athleten vom Essen begeistert
Komplizierte Essensbestellungen - ein Problem, vor dem die Athleten im Olympischen Dorf wahrscheinlich nicht stehen. Aber auch sie schwärmen von ihrer Verpflegung. "In Rio hatten wir die Wahl zwischen Papier und Pappe", erinnerte sich vor ein paar Tagen Kugelstoßerin Christina Schwanitz in einem Interview. "Das ist hier wesentlich leckerer, man schmeckt, was man isst."
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Und auch Kanutin und Olympiasiegerin Ricarda Funk erklärte bei einer Pressekonferenz, wie begeistert sie vom Essen im Olympischen Dorf war - vor allem original japanisches Sushi hat es ihr angetan.
Fischige Überraschungen im Supermarkt
Der Fischsnack für nebenbei - nein, danke, ich verzichte.
Gerade die Begeisterung für Sushi kann ich gut nachvollziehen. Sogar in den meisten Supermärkten bekommt man hier besseres Sushi als in vielen Restaurants in Deutschland. Aber so manch fischige Spezialität im Supermarktregal lässt mich dann doch zurückschrecken. Besonders beliebt: kleine getrocknete Fische aus der Tüte, schön plattgedrückt, damit man sie wie Chips einfach nebenbei wegsnacken kann. Sumimasen, aber davon lasse ich wirklich lieber die Finger.
Und dann gibt es da noch diesen einen Fisch, den hier alle lieben: Unagi - Aal. Eigentlich vom Aussterben bedroht, aber in Tokio gibt es ihn in jeder denkbaren Zubereitungsart, auch im Supermarktregal. Wie beliebt Unagi ist, wird ganz besonders in unserem Supermarkt um die Ecke klar: In Dauerschleife läuft hier ein Lied, in dem Unagi besungen wird, Ohrwurm garantiert. Auch wenn ich Unagi als gefährdete Art nicht esse, geht mir dieser Fisch wohl nie wieder aus dem Kopf.
Zur Person: Julia Linn arbeitet für den WDR und im ARD-Studio Tokio und berichtet hier täglich von ihren Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Tokio.
Stand: 06.08.21 20:48 Uhr
Olympia-Tagebuch
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 |
2. | CHN | 38 | 32 | 18 |
3. | JPN | 27 | 14 | 17 |
4. | GBR | 22 | 21 | 22 |
5. | ROC | 20 | 28 | 23 |
6. | AUS | 17 | 7 | 22 |
7. | NED | 10 | 12 | 14 |
8. | FRA | 10 | 12 | 11 |
9. | GER | 10 | 11 | 16 |
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